Wie kommt Geld in die Welt? Und warum darf es nicht sterben? - Teil 2

Im ersten Teil dieses Artikels wurde beschrieben, wie die Zentralbank und die Geschäftsbanken Geld „herstellen“.

Geld kommt in unserem Geldsystem also über Schulden in die Welt!

In den Medien wird derzeit immer wieder darüber berichtet, wie hoch die Verschuldung in unserer Gesellschaft ist, und dass es nun an der Zeit wäre, diese Verschuldung wieder abzubauen.

Jetzt stellt sich die Frage, ob das überhaupt möglich ist?

Machen wir dazu ein Beispiel:

Nehmen wir an, dass es in unserer Gesellschaft eine Geldmenge von 1.000 Geldeinheiten (GE) gibt.

Diese gibt es deshalb, weil die Zentralbank den Geschäftsbanken 100 GE an Kredit gegeben hat und die Geschäftsbanken Ihrerseits wieder 900 GE an Krediten vergeben haben.

Die 900 GE waren ein Kredit für den Kauf eines Hauses.Herr Huber hat hier von Herrn Maier ein Haus gekauft.

Erinnern wir uns nun, dass wir weiter oben bereits angenommen haben, dass es nur eine Bank gibt.

Herr Huber und Herr Maier sind also Kunden dieser Bank und haben dort auch ein Bankkonto.

Die Bank hat nun für Herrn Huber (Hauskäufer) ein Kreditkonto eingerichtet und mit 900 GE belastet (Das Haus dient hierfür als Sicherheit).

Gleichzeitig hat die Bank Herrn Maier (Hausverkäufer) 900 GE auf seinem Girokonto gutgeschrieben.

 

Soweit so gut.

 

Was müsste nun passieren, wenn Herr Huber seinen Kredit zurückbezahlen möchte?

 

Er benötigt nun 900 GE (Von den Zinsen für die Bank sehen wir mal ab), um seine Schuld zu tilgen. Diese 900 GE, welche ja 90 % der gesamten Geldmenge ausmachen, hat aber Herr Maier. Herr Maier wird die 900 GE nur an Herrn Huber zahlen, wenn er dafür eine geeignete Gegenleistung bekommt.

 

Herr Huber hat Herrn Maier aber leider nichts anzubieten (Außer das zuvor gekaufte Haus).

 

Welche Möglichkeiten bestehen nun um dieses Problem zu lösen (Nur sehr vereinfacht dargestellt):

 

  1. Die Bank stellt den Kredit fällig, da Herr Huber den Kredit nicht zurückzahlen kann. Die Bank übernimmt das Haus und ersetzt die 900 GE auf dem Kreditkonto von Herrn Huber durch einen Posten 900 GE Haus. Das Kreditkonto ist damit wieder auf 0. ==> Die Geldmenge beträgt immer noch 1.000 GE.
  2. Die Bank stellt den Kredit fällig, da Herr Huber den Kredit nicht zurückzahlen kann. Die Bank übernimmt das Haus, stellt jedoch fest, dass es nun nur mehr 500 GE wert ist. Nach der Einbuchung des Postens Haus mit 500 GE bleiben auf dem Kreditkonto des Herrn Huber noch 400 GE übrig. Da Herr Huber diese jedoch nicht aufbringen kann, muss die Bank diesen Verlust aus Ihrem Eigenkapital tragen. ==>Die Geldmenge beträgt immer noch 1.000 GE.
  3. Der Staat stellt fest, dass das Vermögen und die Schulden sehr ungleichmäßig verteilt sind möchte hier etwas tun. Er besteuert daher die „Reichen“ (Herrn Maier) und gibt es den „Armen“ (Herrn Huber). ==>  Vermögensumverteilung. Jedes Jahr werden 100 GE von Herrn Maier zu Herrn Huber umverteilt. Mit diesen 100 GE zahlt Herr Huber den Kredit zurück. ==> Die Geldmenge sinkt hier jedes Jahr um 100 GE. Am Ende hat Herr Maier kein Vermögen mehr und Herr Huber hat keine Schulden mehr. Die Geldmenge ist auf die 100 GE Kredit der Geschäftsbank bei der Zentralbank zusammengeschmolzen.
  4. Herr Huber hat eine wertvolle „Briefmarke“, die Herr Müller gerne kaufen möchte. Herr Müller nimmt sich nun bei der Bank einen Kredit von 1.000 GE auf. Diese 1.000 GE werden an Herrn Huber überwiesen. Dieser zahlt mit 900 GE den Kredit bei der Bank zurück. Es bleiben Ihm 100 GE übrig. ==> Die Geldmenge ist auf 1.100 GE gestiegen.
  5. Herr Huber hat noch Staatsanleihen in seinem Besitz. Die Zentralbank möchte Ihm diese um 900 GE abkaufen (Quantitative Easing). ==> Die Geldmenge beträgt immer noch 1.000 GE. Nur, dass nun die gesamte Geldmenge von der Zentralbank kommt.

 

Dies ist natürlich nur eine vereinfachte und nicht vollzählige Aufzählung der Möglichkeiten. Wir haben ja auch bei den Annahmen ziemlich stark vereinfacht.

Aber ich denke, dass das Thema so komplex ist, dass es bereits in dieser vereinfachten Darstellung ziemliches Kopfrauchen verursacht.

 

Was bedeutet das alles nun übertragen auf die derzeitige Situation in unserem Geldsystem?

 

Jeder Schuld steht in selber Höhe Vermögen gegenüber.

Wenn wir die Schulden reduzieren möchten, dann müssen wir auch die Vermögen reduzieren.

 

Da sowohl der Staat als auch viele Private und Unternehmen derzeit eher Schulden abbauen möchten, muss die Zentralbank einspringen und Geld zur Verfügung stellen (Quantitative Easing).

 

Geld ist das Schmiermittel für unsere Wirtschaft! Sinkt die Geldmenge, so steht weniger Geld für Käufe zur Verfügung. Weniger Käufe bedeuten, dass die Unternehmen nicht alle produzierten Waren verkaufen können und damit Ihre Produktion einschränken. Produktionseinschränkung bedeutet, dass weniger Arbeitskräfte benötigt werden, um die geringere Anzahl von Produkten herzustellen. Weniger Arbeitskräfte bedeuten weniger Nachfrage nach Produkten der Unternehmen usw.

 

Ich hoffe Ihr konntet mit den Erklärungen etwas anfangen. Wenn Ihr Fragen habt, dann schreibt mir einfach.

 

Bis bald

 

Stefan


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